Learning Leader

In der Rolle der Schulleitung mittels unterrichtsbezogener Führung die Wirksamkeit des Unterrichts fördern: Rahmenmodell, Umsetzungsprozesse, Instrumente

Autor: Roger Spiess, MAS Pädagogische Hochschule Zürich

 

Die Volksschulen erarbeiten mit den Lernenden neues Wissen und Können, welches handelnd umgesetzt wird. Zunehmend übernehmen die Lehrpersonen auch erzieherische und sozialpädagogische Aufgaben. Strategien, Prinzipien und klare Ziele mit dem Fokus auf den Lernerfolg der Schüler und Schülerinnen ermöglichen eine Eingrenzung des Berufsauftrags und reduzieren die Belastung der einzelnen Mitarbeitenden einer Schule. Gemäss John Hatties Metanalyse (2014a) zu den Voraussetzungen und Bedingungen erfolgreichen Lernens ist eine Schulleitung mit einer „unterrichtsbezogenen Führung“ am wirksamsten. Wie kann dieser Führungsstil vertieft verstanden und konkret in der Rolle als Schulleitung umgesetzt werden, so dass die Schüler und Schülerinnen bessere Leistungen erbringen? Nach welchen Kriterien legt die Schulleitung mit ihrem Schulteam die erwähnten Prinzipien und Ziele fest?

Das Modell „Learning Leadership – Wirksamkeit des Unterrichts fördern“ (Spiess, 2016) definiert Wirkungsfelder und Umsetzungsprozesse einer unterrichtsbezogen führenden Schulleitung. Es bildet einen Rahmen für die Priorisierung und Selektion der komplexen Aufgaben und Ziele der Schulen. Das Modell zeigt drei Wirkungsebenen eines „Learning Leaders“:

1.     Die Schulleitung verkörpert und fördert eine Haltung der Wertschätzung, des gegenseitigen Vertrauens und des respektvollen Umgangs im Schulteam. Im Sinne eines interdependenten und systemischen Führungsverständnisses werden Netzwerke zu Eltern, Behörden und Vereinen gezielt aufgebaut. 

2.     Die Schulleitung lebt gemeinsam formulierte Werte und Prinzipien vor und vertritt die darauf aufbauenden Abmachungen und Ziele verantwortungsvoll und langfristig. Innovations- und Projektprozesse werden sorgfältig und partizipativ gestaltet, indem Raum und Zeit gegeben werden für echtes Zuhören, offene Dialoge und zukunftsorientierte Lösungsansätze. 

3.     Als „Learning Leader“ sieht sich die Schulleitung als Teil der lernenden Organisation. Sie holt regelmässig Feedback ein, ist in pädagogische Diskussionen involviert und setzt sich kritisch mit der eigenen Persönlichkeit auseinander. Ausserdem schafft die Schulleitung die organisatorischen und strukturellen Rahmenbedingungen, dass professionelle Lerngemeinschaften von Lehrpersonen in einen effektiven Austausch finden. Gegenseitige Unterrichtsbesuche und die Interpretation von klassenbezogenen Diagnoseresultaten ermöglichen eine kritische Reflexion der individuellen und vorher impliziten „mentalen Modelle“ der Lehrpersonen.

Die Erarbeitung des Modells „Learning Leadership – Wirksamkeit des Unterrichts fördern“ basiert auf einer deduktiv-analytischen Literaturverarbeitung, ausgehend von Hatties (2014a/b) Forschungssynthese von über 50'000 Studien. Die wesentlichsten, empirischen Quellen liefern Schratz et al. (2010) im Führungsbereich, Rolff (2013) und Senge et al. (2000) in der Konzeptionierung der Schul- und Unterrichtsentwicklung, Helmke (2014) sowie Hattie & Yates (2015) im Verständnis von Qualität und Wirksamkeit des Unterrichts, sowie Covey (2012) und Scharmer (2015) im Bereich der Innovations- und Umsetzungsprozesse.